3. Oktober 2022 – Tag der Deutschen Einheit
Beim OEG gibt kein Ossi und Wessi…da sind wir alle gleich angeschmiert!
Exakt vor einem Jahr ist dieses Foto entstanden, als ich meine Petitionen für die Landtage NRW und Schleswig Holstein in den Briefkasten warf.
Hach, was war ich motiviert, in dem Moment des Briefeinwurfs so voll Energie und Hoffnung…. Ich hatte das Gefühl, gemeinschaftlich könnten wir Betroffenen mit unseren Petitionen einen Beitrag zur Verbesserung im Umgang mit Opfern in den Versorgungsämtern erreichen.
Ich war tatsächlich so dumm, zu erwarten, dass es die Petitionsausschüsse ernsthaft interessiert, was mit uns veranstaltet wird, dass sie erschrocken und empört sind über unsere Erfahrungen mit den Ämtern und dass sie sofort alles tun werden, um diese Missstände zu beheben.
Doch was hat unsere bundesweite Petitionen-Aktion zu unabhängigen Monitoring- und Beschwerdestellen für Opfer eigentlich gebracht?
Vor allem die Erkenntnis, dass es zu wenig Politiker interessiert, wirklich hinzuschauen und hinzuhören, wie mit Opfern in diesem Land umgegangen wird, wenn sie einen Antrag auf Opferentschädigung stellen.
Grade NRW hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Für NRW hatten wir die meisten Einzelpetitionen und trotzdem hatten wir eine der schlechtesten Resonanzen im Landtag bundesweit.
Hinter verschlossenen Türen wurden im Landtag NRW sämtliche unserer NRW-Petitionen abgeschmettert und alle Petenten mit einheitlichen Textbausteinen abgewimmelt und darauf verwiesen, das wir Einzelfälle wären und uns ja der Rechtsweg offenstehen würde in unseren Verfahren.
Ich finde das Verhalten von unserem Landtag in NRW unter SPD und Grünen grade vor dem Hintergrund, wie sehr der LWL Münster geloost hat in der Antragsbearbeitung der Missbrauchsfälle von Lügde, besonders beschämend. Und das ist so offensichtlich, denn erstmalig gibt es direkte Vergleichsmöglichkeiten in der Antragbearbeitung von zwei Bundesländern (NRW und Niedersachsen) zum gleichen Tatkomplex.
Es gibt übrigens ein interessantes Dokument der „Schande“ von unserem Ministerium hierzu.
Bericht für den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landtags Nordrhein-Westfalen „Stand der Abarbeitung der Anträge nach dem Opferentschädigungsgesetz im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Lügde“
Ich hoffe sehr, dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind….
Nunja, beim Entstehen dieses Fotos hatte ich jedenfalls noch keine Ahnung davon, was dieser Briefeinwurf ins Rollen bringen würde:
Aufgrund des unmöglichen Abwehrverhaltens des Landtags NRW zu meiner Petition habe ich die Umfrage „Dein Weg durch das OEG“ erstellt, später hierzu einen Kooperationsvertrag zur wissenschaftlichen Auswertung mit dem Universitätsklinikum Ulm geschlossen und sogar vor kurzem ein kleines Interview gegeben.
Ich habe in diesem Jahr verstanden, dass Leisesein uns absolut nicht voranbringt.
Politik, Institutionen, Ämter und Gesellschaft müssen uns hören und sehen.
Und ich habe verstanden, dass Wohlverhalten, Zaghaftigkeit und Bravsein zu keinem besseren Ergebnis beim eigenen Antrag führt und ich bin sowas von bereit, weiterhin für Eure und auch meine Interessen zu kämpfen.
Wenn ich mein mittlerweile im 8. Jahr laufendes OEG Verfahren nicht zu meiner „Zufriedenheit“ zum Ende bringen kann ( ich habe grade die 1.Instanz vor dem Sozialgericht aufgrund der Abwälzung auf Vorschäden verloren), möchte ich zumindest ein kleiner Stachel in der Ferse des LWL gewesen sein, um für Verbesserungen für zukünftige Opfer zu sorgen.
Es haben schon über 512 Betroffene die Umfrage „Dein Weg durch das OEG“ ausgefüllt und ich hoffe, es werden noch wesentlich mehr.
Lasst die Ergebnisse für uns sprechen!
Wir sind keine Einzelfälle!
Eure Rapunzel

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