Das Unsichtbare sichtbar machen

Trauma hört nicht auf, wenn die Gewalt vorbei ist. Die Folgen bleiben – manchmal leise, manchmal laut, oft unberechenbar. Sie schleichen sich in unseren Alltag, in unseren Körper, in unsere Beziehungen.

Traumafolgestörungen sind nicht „eine Phase“. Sie sind keine „Übertreibung“. Sie sind die Spuren von Erfahrungen, die ein Mensch nie hätte machen dürfen. Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung – all das hinterlässt Narben. Nur dass diese Narben nicht auf der Haut liegen, sondern tief in uns.

Die Symptome sind vielfältig: PTBS oder KPTBS, Depressionen, Ängste, Dissoziationen, selbstschädigendes Verhalten, körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache. Oft überlagert sich alles. Und genau das macht es so schwer, verstanden zu werden.

Viele Betroffene kämpfen mit einem Körper, der ständig Alarm schlägt. Mit einer Psyche, die versucht zu vergessen – und doch erinnert. Mit einer Umwelt, die fragt: „Warum jetzt noch? Ist doch schon so lange her.“
Aber Trauma kennt keine Zeit. Es schreibt sich ins Nervensystem. Es bricht aus, wann es will.

Das eigentliche Problem ist nicht nur das Trauma selbst. Es ist auch das Danach: Behörden, die zweifeln. Ärzte, die Bagatellisieren. Gesellschaft, die schweigt. Jede Form von Nicht-Anerkennung ist eine zweite Verletzung.

Traumafolgestörungen zeigen nicht unsere Schwäche. Sie zeigen unsere Stärke: dass wir überlebt haben. Aber Überleben reicht nicht. Wir brauchen Anerkennung. Wir brauchen Räume, in denen nicht wir die „Störung“ sind – sondern das, was uns angetan wurde.