KPTBS – die Narben von Dauergewalt

Komplexe PTBS ist mehr als „PTBS, nur schlimmer“. Sie ist das Ergebnis von Gewalt, die nicht aufhört. Von Jahren, manchmal Jahrzehnten, in denen Überleben Alltag war. Wo kein sicherer Rückzugsort existierte, kein Entkommen, kein Aufatmen.

KPTBS bedeutet: Das Nervensystem hat nie gelernt, was Sicherheit ist. Es kennt nur Alarm, Anpassung, Erstarren. Wer in der Kindheit Missbrauch, Gewalt oder Vernachlässigung erlebt hat, wächst nicht einfach „heraus“. Man wächst damit auf. Und das prägt alles – wie wir fühlen, wie wir denken, wie wir Beziehungen leben.

Es geht nicht um eine „Störung“, die plötzlich auftritt. Es geht um eine Lebensprägung. Um das ständige Gefühl, „falsch“ zu sein, nicht genug, nicht liebenswert. Um Scham, die nicht uns gehört, sondern den Tätern – und doch in uns eingraviert ist.

KPTBS zeigt sich in Flashbacks, Albträumen, Angst. Aber auch in chronischer Anspannung, in Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen, in zerstörerischen Mustern. Viele Betroffene haben keine Worte dafür – sie wissen nur, dass sie „anders“ sind.

Das Problem ist nicht nur die Gewalt von damals. Das Problem ist auch eine Gesellschaft, die wegschaut. Behörden, die zweifeln. Gutachten, die retraumatisieren. „Hilfe“, die an der Oberfläche bleibt.

KPTBS braucht nicht nur Therapie. Es braucht Strukturen, die anerkennen, wie tief diese Wunden gehen. Es braucht Schutz, Respekt und Räume, in denen wir nicht wieder kämpfen müssen, um ernst genommen zu werden.

Wir sind nicht „zu kompliziert“. Wir sind verletzt worden – systematisch, über lange Zeit. Und das darf nicht kleingeredet werden.