In meinem Bericht von Therapiestunden 19-23 war ich nicht ganz „ehrlich“, weil ich den Themeninhalt „Ressourcen“ nicht verwässern wollte.
In Wahrheit ist Therapiestunde 23 ziemlich bescheiden zu ende gegangen.
In den Tagen vor der Therapiestunde 23 gab es einen Film im TV, der mich sehr getriggert hat und mein Freund hätte sich am liebsten in den Hinterm gebissen, weil er den Film überhaupt so lange laufen ließ.
Aber ich sage ja auch nix…ich sitze da…unbeweglich wie das Kaninchen vor der Schlange und gucke auch noch ganz genau hin und sage keinen Ton.
Ich habe keinen aktiven Selbstschutz- Mechanismus und mein Freund hat es zu spät gemerkt, dass ich schon ziemlich weggetreten war.
Über den Film werde ich auch nochmal schreiben, aber erst später.
Nundenn…natürlich war dieser Film, sein Inhalt und die Folgen für mich, Thema in Therapiestunde 23.
Und meine Therapeutin überrascht mich immer wieder…mich, die Expertin meiner Erkrankung, aber das Greenhorn im Umgang mit meinen Traumata und den Folgen bei SMB.
Es fielen die Worte Retraumatisierung, Körpererinnerung, Flashbacks und auch Dissoziation.
Als die Stunde zu ende war, „schwebte“ Rapunzel aus der Praxis, wie immer ein Held, dass ich das packe…wartete unten auf die Wohnbetreuung im ziemlichen Nebelzustand….und bin dann zum Glück wieder hoch in die Praxis, bevor es komplett eskalieren konnte.
Meine Therapeutin hat mich dann mit Ammoniak aus meinem Notfallkoffer im Hier und Jetzt gehalten, trotzdem war ich weiter am Schweben…Sie versuchte mich dazu zu bewegen, dass ich mal laut schreie, aber das kann ich nicht.
Sie hat mich dann stützend auf den Parkplatz begleitet, meiner Wohnbetreuung übergeben und sie auch instruiert, dass ich mal kräftig schreien soll im Auto.
Aber ich kann das nicht….
Zuhause habe ich dann versucht, mich abzulenken und zu stabilisieren…das hat 2 Stunden gehalten und es ging wieder los….dann habe ich mich hingelegt mit der Handyaufnahme meiner Therapeutin zur Tresor- Übung.
Dass ich überhaupt die Chance dazu habe, nur im Schwebe-Zustand zu bleiben und nicht das „Bewusstsein“ komplett zu verlieren…ich glaube, das liegt an dem Naltrexon.
Ausserdem habe ich ein neues Skill- Werkzeug, welches auch richtig gut geholfen hat, meine Hauttaubheit zu überwinden.
Ich habe das Ding einen Tag vorher von meiner Cranio-Therapeutin für zuhause ausgeliehen bekommen, kam also richtig passend für meinen Aussetzer.
Darum habe ich es diesen Dienstag von meiner Cranio-Therapeutin sofort abgekauft …und mit ihr das besprochen, was es sonst noch gibt aus der Produktionslinie.
Für mich- Für Euch- FÜR UNS!
Um welches Werkzeug es sich handelt, werde ich deshalb jetzt noch nicht verraten, denn ich versuche, diese Dinger direkt in Russland zu bestellen, damit auch andere Disso-Betroffene und Borderliner davon möglichst günstig profitieren können.
Hier in Deutschland und in der Schweiz kostet der Skill nämlich ab 25- 30 Euro aufwärts.
Ich hoffe, ich bekomme das billiger hin, trotz Einfuhrsteuer.
Meiner Traumatherapeutin habe ich das Ding bei Therapiesitzung 24 auch gezeigt, denn sie rief mich am Tag nach Therapiesitzung 23 an, um zu hören, ob es mir wieder besser geht und wie ich mich da rausgewunden habe. Da habe ich ihr von dem Teil erzählt und für sie hörte sich das richtig brutal an. Ist es aber nicht…
Ich hätte sie übrigens dafür knutschen können, das war das Allererste Mal, dass mich ein Therapeut zuhause angerufen hat, um nachzufragen.
Therapiestunde 24 stand nun über der Überschrift: „Kann eine Traumatherapie überhaupt gestartet werden, wenn ich so abhebe?“
Ich habe ihr gesagt, ich möchte das unbedingt, denn so habe ich auch kein Leben.
Jedoch sagte sie, sie kann das nicht verantworten, wenn ich nicht lerne, mich aus diesem Dissoziativen Zustand alleine wieder rauszuholen. Und jetzt betraf es nur einen Film und nicht meine eigenen Traumata…Wie solle ich die dann überstehen?
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir jetzt erstmal noch mehr stabilisierende Maßnahmen einüben…Tresor, Bildschirmtechnik…
Gestern war „Der Sichere Ort“ dran…
Hmm, mit dem habe ich so meine Schwierigkeiten, auch in früheren Klinikaufenthalten wurde das geübt…aber den gibt’s für mich nicht!
Ich habe es ernsthaft versucht und mich bemüht, aber ich musste nachher doch abbrechen, denn auch wenn ich einen sicheren Ort in Gedanken konstruiere, kommt irgendein Gedanke über eine mögliche Gefahr, der alles zerstört.
Und wenns eine Wespe ist….Gestern war es Eisbär Knut in seinem panischen Todeskampf im Gehege,.während die Zuschauer drumherum standen. Ich habe seine Panik richtig gefühlt und bin hochgeschreckt.
Meine Therapeutin meint, das wären vielleicht Täter- Introjekte, die sichernde Vorstellungen boykottieren wollen.
Meine Hausaufgabe fürs nächste Mal: „Konstruiere einen sicheren Ort, der am besten magisch ist und in Dir drin ist…kein reales Objekt!“
Ich bin gespannt, ob ich es schaffe…ich habe meine Ressourcen ja auch noch nicht fertig.
Ausserdem wird es demnächst eine Übungsstunde für „Schreien“ geben, an einem Tag, wo keine anderen Patienten in der Praxis sind.
Eure Rapunzel
2. März 2017 at 19:53
ich find deine therapeutin auch toll!
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3. März 2017 at 4:10
Ich schreie nicht, außer mit bösen Menschen. Ich fange damit auch nicht mehr an, wo ich darüber beinahe mal verrückt geworden wäre.
Dafür laute ich affektiv. Viel seltsames Zeug, manchmal Lautgedichte, manchmal Lieder, manchmal plappert es aus mir, manchmal wird es auch richtig laut.
Einen sicheren Ort und so, diese Übungen habe ich alle abgelehnt, weil sie mir nichts bringen, sie zwängen mich nur mit meinen wogenden Stimmungen und Aspekten ein. Ein sicherer Ort ist für mich oben rechts, leicht nach hinten versetzt, etwa eineinhalb Meter über mir. Da bin ich dann gut dissoziiert und der bösen Welt enthoben. Doch das Zurückkommen ist jedesmal sehr schmerzhaft. Darum ziehe ich mich lieber in meinen leeren Raum zurück, die Halle in mir, auf die die Türen Meins gehen. Dort bin ich dann still und aufmerksam.
Das Kaninchen vor der Schlange kenne ich ebenfalls. Doch es gibt auch den reaktanten Kobold in mir, der einen Trigger sofort abweist. Leider kann ich dies noch immer nicht richtig steuern. Beide Varianten sind extrem. Wobei ich meine, vor Triggern sollte es gar keine Toleranz geben. Ich sollte sie immer abweisen können. Doch da gibt es dann wieder den Verletzten, der die Schmerzkontrolle durch Nachinszenierungen sucht, als könnte ich den Wahnsinn, dem ich einst ausgesetzt war, im nachhinein je kontrollieren.
Ja, es ist ein schwieriger Pfad, der Pfad der Genesung, doch jeder Schritt auf ihm – auch der Rückschritt – ist ein Schritt voran. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und guten Boden unter den Füßen. Wir wurden über Jahre traumatisiert, also werden wir auch erst über Jahre hinweg genesen. Die Blitzheilung gibt es nur in der Bibel.
LG Lotosritter
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3. März 2017 at 13:35
Amen 😉
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3. März 2017 at 11:14
Einerseits möchte ich immer gar nicht „Gefällt mir“ drücken bei sowas. Denn ich find diese Zustände auch extrem schlimm und immer wieder auch im nachhinein furchteinflößend.
Anderseits hast du das echt gut gemacht finde ich und eine tolle Therapeutin auch noch 🙂 Das Gefällt mir dann doch 🙂
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3. März 2017 at 13:37
„Gefälltmir“ werte ich mehr als Lesebestätigung 😉
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31. Mai 2020 at 12:40
Am meisten habe ich Angst davor wenn einige Momente im Alltag fehlen damit komme ich nicht so wirklich klar. Danke auch für diesen Beitrag.👍
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