28.2.2017 Das Datum ist jetzt ein Meilenstein in meiner Biografie.
Normalerweise mag ich den 28.2. nicht, denn das ist der Geburtstag meiner Mutter. Aber glaubt man ja nicht, dass ich auch die Jahreszahl dahinter weiß.
Ich mag den Tag nicht, weil er genauso von mir bewertet wird wie Feiertage…
Die Familie sitzt zusammen, ist fröhlich, futtert leckere Sachen und es wird schön so getan, als wenn ich nicht existiere.
Sie leben ein normales Leben und ich das Leben als kranke „Vollwaise“.
Aber ab heute sieht es anders aus, denn dieser 28.2.2017 ist ein besonderer Tag für mich.
Ab heute bin ich ein Mensch, der endlich die Anerkennung erfährt, die er verdient hat,
Das Versorgungsamt in Schleswig- Holstein hat mir heute am Telefon „verraten“, dass sie mich als Opfer von SMB anerkennen.
Eigentlich wollte ich nur wissen, ob meine Akte mittlerweile auch beim LWL Münster zur Bearbeitung der früheren Fälle in NRW vorliegt. Denn seit neuestem muss jedes Bundesland seine eigenen Fälle bearbeiten und deswegen lag meine Akte fast ein Jahr unbearbeitet in der Grundsatzabteilung.
Als mir die Sachbearbeiterin vollkommen unvorbereitet den Stand der Dinge vorlas…
es ist wohl auch ein Gutachten erstellt worden, ohne meine Anwesenheit…bin ich in Tränen ausgebrochen…Sie erkennen an, was mir jahrelang angetan wurde.
Niemand von meiner Familie hat das getan…es wurde kleingeredet, an meine Schweigepflicht als braves Mädchen appelliert oder einfach weggeschaut und ignoriert.
Und jetzt sagt ein Amt: Ja, Dir ist das passiert. Es war so, es ist nicht erfunden, und es wäre strafbar gewesen, wenn der Täter noch leben würde.
Es spielt für mich auch grade keine Rolle, ob die LWL Münster das anders sehen könnte, denn die müssen ja auch noch ihre Stellungnahme dazu abgeben.
Diese Anerkennung, und wenns auch erstmal nur am Telefon war, bedeutet mir soviel…ich bin seit 2 Stunden nur am Weinen, ich krieg mich gar nicht mehr ein.
Ich habe Augen wie ein Albino….
Rapunzel
28. Februar 2017 at 17:09
…mensch ist das aber geiiiiil…..ich freu mich sooo…für Dich…..ich denk so viel an Dich….das wirst Du mir gar nicht glauben…..fühl Dich meeegaumarmt….auch wenn’s schwerfällt!!👌
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28. Februar 2017 at 17:50
Das freut mich sehr! Ich verstehe, dass das echt eine Menge bedeutet 😊
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28. Februar 2017 at 17:58
Freue mich mit Dir und für Dich. Es ist kaum zu glauben, dass es bei Dir geklappt hat; denn die meisten Anträge von Missbrauchsopfern werden, wie Du ja auch weißt abgelehnt.
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2. März 2017 at 11:28
Es ist bisher nur ein Teilsieg und ehrlich gesagt, habe ich seit Antragsstellung nur überlegt, wie ich damit umgehen werde, wenn der Antrag als unglaubwürdig abgestempelt wird.
Ich habe für die Geschehnisse schließlich keine Zeugen, es gab keine Anzeige und somit auch keine Verurteilung….es gibt nur meine Aussage und meinen gesundheitlichen Ausnahmezustand, der allerdings nicht als „Beweis“ anerkannt wird.
Ich habe also seit Sommer 2015 nur mit dem Gedanken gelebt, wie ich es aushalten werde, wenn mir nicht geglaubt wird.
Gestern hatte ich Einzeltherapie und meine Therapeutin sagte, dass ich jetzt viel weicher im Gesicht aussehe.
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28. Februar 2017 at 19:07
es hat sich alles gelohnt,
lasse deinen freudentränen einfach nur freien lauf,
ich warte auch noch
lg sabi
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2. März 2017 at 11:29
Ach Sabi…ich warte mal mit Dir mit 😉
Fertig bin ich ja auch noch nicht…es ist nur ein Teilsieg 😉
Aber der bedeutet mir sehr viel.
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28. Februar 2017 at 20:52
Ich freue mich sehr mit Dir. Das ist so viel wert.
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28. Februar 2017 at 23:56
Da freue ich mich sehr für Dich! Endlich tut sich etwas! Total klasse! Lass deinen Emotionen ruhig freien Lauf – Mensch, dass ist ja toll – drücke die Daumen, dass es jetzt so gut für dich weitergeht!
Besinne dich auf deine Ressourcen – denn die hast du!!!
LG Montagne
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2. März 2017 at 11:30
Vielen Dank Montagne….
wie sieht es eigentlich aus mit Deiner Frau, hat sie auch OEG beantragt?
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10. März 2017 at 1:28
Nein – ist im Moment leider nicht so gut – sie kommt in der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Zimmer nicht gut klar und schreckt halt doch immer auf, wenn sie Geräusche hört – und das bin halt ich und ich bin dann der Trigger – wenn sie den Wohnungsschlüssel dann über Nacht von außen auf der Türe vergisst hat sie keine Angst oder vielleicht hat sie auch nicht mehr dran gedacht??? Nach der letzten Therapiestunde ist sie nach Hause gekommen und wir hatten ein langes Gespräch – ich war ein paar Tage von zu Hause weg und sie hat die Ruhe und Zeit genossen und sie glaubt, dass sie mehr Zeit und Raum ganz alleine für sich benötigt – Fakt ist jetzt, dass sie sich eine kleine Wohnung suchen möchte – sie fühlt sich einfach von mir beobachtet und kontrolliert – ja und ausserdem habe auch ich sie in unserer schon sehr langen Partnerschaft auch einige Male entäuscht und seelisch habe dies sehr tiefe Wunden hinterlassen (Streit, gegenseitige Anschuldigungen) wie sie sagt – das passiert meiner Meinung nach sicher in jeder Partnerschaft – das sie Opfer von Übergriffen war, wusste ich – das das solche Ausmaße annimmt allerdings nicht – allerdings ist die komplexe PTBS ja erst peu à peu aufgedeckt worden – ich kann dir nur sagen, dass ich sie bei ihren Schmerzattacken immer zu den Ärzten gefahren habe und immer Ruhe und Rücksicht auf sie genommen habe und das ich als Partner immer für sie da war und bin.
Mit tut das unendlich in der Seele weh und es zerreißt mir das Herz – komme mir vor, als ob ich eine Teilschuld daran habe – ich bin ja nicht der Täter!!! – ich liebe meine Frau und wir hatten sehr viele schöne gemeinsame Unternehmungen, Urlaube, Kino, Wandern, Familie als auch Nähe, Zärtlichkeit etc. sowie einen netten Freundeskreis (der hat sich leider sehr zurückgezogen) – da bin ich schon sehr traurig – obwohl ich die ganzen Zusammenhänge – auch fachlich – sehr gut verstehe – aber wenn man als Partner selber mit betroffen ist und seine eingenen Gefühle und Bedürfnisse komplett auf der Strecke bleiben – ja was oder wie lange kann dies ein Mensch aushalten – wo bleibe ich … – sie ist von Anfang an meine Traumfrau gewesen – eine sehr selbstbewußte, selbständige und intelligente Frau mit viel Lebensfreude aber auch sehr feinfühlig und empfindsam.
In den letzten Wochen hatte ich zwei Gespräche – eines mit meiner Therapeutin und eines mit einem Herrn, der u.a. auch traumazentriert arbeitet – beide haben mir bestätigt, dass meine Frau lernen muss wieder auf eigenen Beinen zu stehen – so würde sie nie aus ihrer Komfortzone kommen und sich vielleicht sogar mit ihrer Situation einrichten – schließlich sei ja jemand da, der halt immer für sie mitsorgt – und mir würde das auf Dauer auch nicht guttun.Ist halt schwierig, da ich recht kommunikativ und mitteilsam bin und nicht immer mitbekomme, wenn sie einen Tag hat, wo sie einfach nicht so viel aufnehmen kann und will – Nachrichten und Tageszeitung gehen schon gar nicht – Fernsehn und Spiele auf dem Smartphone (Skill) sind da kein Problem – da kann sie gut abschalten.
Habe Panik davor,wenn es mal so weit ist und der Auszug bevorsteht – nötig ist es sicher – puh – entschuldige aber das musste irgendwie alles raus – Hoffe, das sie für die Wohnung Unterstützung bekommt – da gibt es wohl Möglichkeiten und sie hat sich schon erkundigt – spreche das mit dem OEG mal an – vielen lieben Dank an Dich für das sagenhafte Forum und deine Offenheit!
Leider gibt es in der Tat keine speziellen Angehörigengruppen – für ehemalige Soldaten schon aber das passt nicht so richtig.
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10. März 2017 at 2:17
Nein, Du bist nicht der Täter!!
Bei (K)PTBS gibt es leider Sippenhaft…alle sind Betroffene, auch die Angehörigen.
Autonomie lernen…auch ein Brennpunkt bei mir.
Ich richte mich auch gerne in der Partnerschaft ein, es ist ja auch praktisch, wenn mir die unangenehmen Dinge abgenommen werden…
„Zähne zusammenbeißen und durch“ (so wie andere Menschen es machen müssen, wenn unangenehme Aufgaben warten oder die Motivation mal im Keller ist) brauche ich nicht, wenn ich einen Partner habe, der mir diese Dinge dann abnimmt.
Ein „Ich kann nicht“ ist häufig nur ein „Ich will nicht“…aber den Unterschied nehme ich nicht bewusst wahr, bzw. ich arbeite grade dran.
Im Moment ist mein Partner auf Fortbildung für 8 Wochen….und ich werde sofort aktiver und lebendiger, jetzt, wo ich alleine in der Wohnung bin.
Klar, habe ich auch ab und zu Ängste auszuhalten und Druck alleine abzubauen, aber in der Gesamtsumme geht’s mir einfach „anders“. Nicht besser, sondern anders.
Deine Sorge, wie es mit Euch weitergehen wird, wenn Deine Frau auszieht, kann ich total verstehen…Du bist nicht der Täter…auch nicht das Opfer…sondern ein Folgeschaden 😉
Vielleicht wäre es ja für Dich eine Option, selber eine Angehörigengruppe zu gründen?
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10. März 2017 at 12:47
Lieben Dank für deine sehr offene und ehrliche Antwort – vielleicht eine gute Idee mit der Angehörigengruppe – allerdings würde mich das wieder sehr vereinnahmen (ich bin da ein sehr engagierter Vertreter) und ich würde mich sicher zu sehr mit dem Thema beschäftigen – bin seit über zwanzig Jahren beruflich im Fachpflegebereich tätig und da bin ich froh, wenn ich nach Feierabend mal nichts damit zu tun habe – aber ich spreche mal meine Therapeutin an, was die von so etwas hält – vielleicht hilfts mir und anderen ja weiter – fachliche Begleitung/Supervision wäre ggf. dann sicher schon auch sehr sinnvoll.
Wie ist Partnerschaft für dich denn möglich? Wieviel Nähe ist möglich bzw. was geht denn gar nicht? Ich kann meine Frau schon in den Arm nehmen und drücken – auch ein Kuss ist drin aber von ihr kommt da sonst fast gar nichts – auch noch ein Problem: Intimität/Sexualität – keine Ahnung was da überhaupt möglich ist !
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2. März 2017 at 19:47
oh wie schön! ich freu mich mit dir. das kann ich so nachempfinden!
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