Es ist Weihnachten, die Zeit der Besinnlichkeit, feiern im Kreis der Lieben, Wärme, Freude schenken.

Für viele Menschen ist es aber auch eine kompliziert emotionale Zeit aus unterschiedlichsten Gründen.
Sie kämpfen mit ihren Dämonen, z.B. Erinnerungen, Verluste, ungelöste Konflikte, unerfüllte Wünsche, etc.
Und ich bin sicher, jeder von ihnen tut sein Bestes, diese schwierige Zeit so gut wie möglich zu überstehen.

Und für die anderen sind viele Krisenangebote da.
Unsere Gesellschaft weiß, dass Weihnachten auch eine sehr schwere Zeit sein kann und überall werden die Hilfsangebote hochgefahren.Sorgentelefone, Seelsorge, Krisenintervention…
Um zu helfen, zu stabilisieren, zu schützen vor dummen Aktionen.
Weihnachten ist auch ein Pulverfass und die Lunte glimmt.

Und dann gibt es die, die das alles wissen und ignorieren – Unsere Behörden!

Sorgerechtsentscheidungen, Räumungsbefehle, Zwangsvollstreckungen, Vorladungen,
All das wird plötzlich ganz akut und kann keine Woche mehr warten.

Da wird angeordnet, fleißig getippt, emsig Briefumschläge gefüllt….ohne Rücksicht auf Besonderheiten der Empfänger und die Behörden sind sich durchaus der möglichen Folgen bewusst.
Das muss aber trotzdem im alten Jahr vor den Feiertagen unbedingt noch vom Schreibtisch!

Unsere Behörden arbeiten eifrig ihre Aufgaben ab, auf dem Schreibtisch steht der Naschteller mit Lebkuchen und Spekulatius, die Weihnachtsmütze sitzt neckisch auf dem Kopf, das Adventsgesteck auf der Fensterbank wird langsam trocken, nach Feierabend noch schnell ein Glühwein mit den Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt. Und die Weihnachtsfeier war auch wieder besonders schön. Hach, geschafft…. Ist das immer ein Stress zum Jahresende!

Und während die Absender dann in den wohlverdienten Urlaub fliegen oder die Weihnachtszeit genießen, stürzen die Empfänger der Briefe in den Abgrund.

Und alle finden es ok… keiner tut was dagegen.
Das ist halt Bürokratie! Das geht nicht anders! Das muss doch im alten Jahr abgeschlossen werden!

Aber ähnliches hatten wir schonmal…
Ausreden, angebliche Ahnungslosigkeit, Wegsehen, Negieren…eine ganze Generation in Deutschland hat sich schonmal der kollektiven Scheuklappen bedient!

Und solange es immer nur Andere betrifft, ist es ja auch irgendwie gar nicht so schlimm.

4 Tage vor Weihnachten bekam ich meine traumaaktivierende Ladung zum Berufungsverfahren zum Opferentschädigungsrecht im neuen Jahr.
Es geht dabei um jahrelangen Missbrauch in der Kindheit. Ich bin ein psychisch schwer kranker, sehr instabiler Mensch und das ist jedem, der mit meinen Akten zu tun hat, bekannt.

„Danke für das „Geschenk“, liebes Gericht!
Gut, dass Ihr es noch geschafft habt, war ja schon ein bisschen knapp bis Heiligabend.
Und nicht nur ich, sondern auch mein Umfeld, besonders mein Sohn und meine Enkel, haben was von diesem Geschenk. Ihr habt wahrlich an alle gedacht. Keiner geht leer aus!“

Genug der Dankbarkeit:
Das war dann wohl nix mit unbeschwerten Tagen… ich bin ruhelos, höchstgetriggert, besonders schreckhaft, seit 2 Nächten ohne Schlaf…mir ist schlecht, ich habe Kieferschmerzen vom Zusammenpressen meiner Zähne, Rückenschmerzen, mir ist schwindelig, ich bin übernächtigt, weinerlich, kaputt und absolut nicht in der Lage, die Dinge zu tun, die man Weihnachtsvorbereitungen nennt.
Ich bin voll drin in meiner Traumageschichte…

Meine Familie erwartet aber beschwerdefreie schöne Weihnachten mit Mama/ Oma. Und das haben sie auch verdient.

Zum Glück kann ich mich bis Heiligabend damit alleine abkämpfen…dann heißt es „Maske auf!“ für ein besinnliches Fest für meine Lieben.
Doch sie werden merken, das was nicht stimmt…ich bin blass, habe geschwollene glasige Augen, habe mein Kinn blutig geknibbelt, die Fingernägel bis zum Anschlag runtergekaut, die Wohnung ist nur oberflächlich hergerichtet und hätte ich nicht noch Unterstützung, gäbe es wahrscheinlich Chicken Nuggets und Pommes. Zum Glück steht die Deko schon seit Wochen.

Schöne Bescherung!

Merry Christmas for everyone, but not for me.

Eure Rapunzel