Wie sagte Trappatoni?
Flasche leer…
Antriebslosigkeit wird gerne vom Umfeld mit Faulheit verwechselt…
und ganz ehrlich…manchmal denke ich auch, ich bin eine faule Socke und habe einfach keinen Bock auf Verantwortung, Aufgaben, Herausforderungen…
Aber dann muss ich mich selbst zur Ordnung rufen, dass dieses Symptom zu meiner Erkrankung gehört und ein Hauptsymptom der Depression ist.
Denn mir fehlt ja auch der Impuls, angenehmen Dingen nachzugehen, z.B. bei strahlendem Sonnenschein die Siebensachen zu packen und ab in die Natur zu düsen.
Und das, obwohl ich ein Natur- Freaggle bin.
Ich würde ja auch gerne mal wieder eine Runde Sonne tanken im Solarium. Das habe ich schon seit Wochen auf dem Plan, aber letztendlich verschiebe ich das immer wieder.
Und so geht’s mir mit allen Dingen…natürlich auch mit den unangenehmen.
Ich habe hier immer Zettel rumfliegen mit To-Do-Listen…denn ich kenne schließlich meine Aufgaben ganz genau…und dann freue ich mich, wenn ich mal was als Erledigt durchstreichen kann. Ja, da bin ich dann stolz. Und wenns nur Müllrausbringen war.
Warum ist das so?
Tja…ein Hauptgrund ist natürlich der permanente Schlafmangel, phasenweise aber auch genau das Gegenteil, nämlich absolutes Schlafbedürfnis.
Aus dem Bett krabbeln kann da schon die Tagesaufgabe sein.
Der körperliche Allgemeinzustand ist ebenfalls ein starkes Argument.
Geht’s mir nicht gut, falle ich in eine Schonhaltung. Da fange ich erst recht nix an.
Wer hat schon Lust, mit Wackelbeinen und schwummrigen Kopf Hausfrau des Jahres zu werden.
Aber auch die Stimmung trägt dazu bei, dass ich lethargisch werden kann…
Wenn ich traurig bin oder ängstlich, mich gestresst fühle oder überfordert, dann hebelt das natürlich ebenfalls den Tatendrang aus.
Und wenn im ungünstigsten Fall alles zusammen auftritt, dann wird’s auch schwierig, noch einen Sinn im Leben zusehen. Dann läuft alles auf Sparflamme.
Teilweise so schlimm, dass ich wie erstarrt auf dem Sofa sitze und nichts tun kann.
Ja…mit Nichts meine ich auch Nichts!
Ich sitze da und bewege vielleicht noch die Hand, um eine Seite im Internet immer wieder zu aktualisieren. Immer wieder…stundenlang…damit ist mein Kopf dann anscheinend voll zufrieden. Mir ist es dann auch egal, ob ich friere oder etwas Essen müsste…
Der Scheiß nennt sich Stupor. Zum Glück habe ich derzeit nicht damit zu kämpfen, denn das ist wirklich ganz übel. Darauf kann ich wirklich verzichten…
In solchen Phasen schafft es auch niemand, mich zu aktivieren.
Da beißt sich jeder die Zähne an mir aus, da könnte man mir einen Hunderter für eine Runde Staubsaugen anbieten… Vielleicht würde ich sogar noch den Staubsauger rausholen…aber der könnte dann auch unbenutzt eine Woche mitten im Weg stehen, der stört mich dann zwar, aber Wegräumen wäre dann schon wieder zu viel….Wäre also nix mit Hunni verdienen…
Und selbst wenn ich mal hochmotiviert etwas beginne…ja, das gibts auch, kommt aber selten vor…kann ich nach kurzer Zeit schon wieder so erschöpft sein, dass ich mittendrin aufhören muss. Das nervt und frustriert. Und im zweiten Anlauf wieder die Kurve zu kriegen, ist dann doppelt schwer.
Ich habe mir angewöhnt, größere Aufgaben deswegen als Projekte zu bezeichnen.
Dann kann ich mich selber ein bisschen betuppen und mir selbst für einfache Arbeitsabschnitte auf die Schulter klopfen.
Mein letztes Projekt war das Restaurieren einer Truhenbank…ganze 5 Monate habe ich dafür gebraucht…aber sie ist fertig…und ich habe es alleine gemacht.
Ich platze seit Arbeitsabschluss vor Stolz.
Die Bank steht jetzt im Wohnzimmer, eigentlich total fehl am Platz, aber das ist mir egal.
So habe ich sie immer im Blick.
Es gibt für dieses Hauptproblem der Depression extra antriebssteigernde Antidepressiva, doch die sind nix für mich, denn dann werde ich wieder unruhig und die Angstsymptome verstärken sich…blöd, blöd, blöd….
Eure Rapunzel
23. September 2015 at 6:38
Wie ich das kenne 😞
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23. September 2015 at 19:06
Und wie begegnest Du dem? Was sagt Dein Umfeld?
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19. Mai 2020 at 11:55
Liebe Rapunzel, ich habe mich in den letzten Stunden durch deinen Blog gelesen. Eigentlich auf der Suche nach Hinweisen, wie ich meinem Partner helfen kann. Wir sind über 3 Jahre zusammen und verbringen sehr viel Zeit miteinander. Er hatte mir schon früher erzählt, dass er an einer PTBS erkrankt ist, aber Symptome konnte ich bisher eigentlich nicht entdecken.
Bis letzten Donnerstag…da war er auf einmal anders…weder unfreundlich noch unhöflich, sondern distanziert, in sich gekehrt, ruhig, seine Art zu antworten war anders. Mein erster Gedanke war gleich die PTBS, aber in den folgenden Tagen des Nicht-Redens wurde mir dann doch etwas mulmig zu Mute. Auf Nachfragen meinte er es sei wohl ein Anflug von PTBS. Das hat mich dann zwar wieder beruhigt, aber unruhig bin ich dennoch. Aber ich halte mich zurück und versuche einfach nur da zu sein. Ich weiß ungefähr, was der Auslöser für die PTBS war. Interessanterweise zeigt mir das auch wieder meine Baustellen auf…alles kontrollieren wollen, unbedingt irgendwas machen oder veranlassen, damit sich der vorherige Zustand wieder einstellt. Drängeln wollen. Neugierig sein. Grenzen missachten. Also eine gute Übung für mich, aber dennoch schwer.
In deinem obigen Beitrag habe ich allerdings auch mich total wiedererkannt. Ich funktioniere noch gut im Alltag, aber es ist ein Kraftaufwand. Mir graut es jeden Abend vor dem Morgen, wenn ich aufstehen muss um in die Arbeit zu gehen, die mir schon so lange nur noch Last ist. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Leben und meiner Angst zusammenzubrechen und nicht mehr aufstehen zu können. Meine bipolare Mutter ist mein größtes Anti-Beispiel.
Verabredungen und Termine mit Freunden, Bekannten…ja, ich mach sie gerne aus, muss aber dann oft absagen, weil mir die Kraft abhanden gekommen ist. Mein Alltag ist stressfrei gestaltet. Nicht weil ich das so will, sondern weil ich nur ein gewisses Mass an Stress ertragen kann. Tage mit sozialer Aktivität erfordern vorher und nachher Tage ohne irgendwas.
Ich bin in Therapie und das tut mir gut, aber auch davor hab ich oft Angst. Es ist schon ein Seelen-Striptease, aber ohne kann ich zur Zeit auch nicht.
Ein angstfreies Leben würde ich mir wünschen. Mutig und zuversichtlich in den Tag gehen. Ich versuche mich zu erinnern, ob ich das schon jemals erlebt habe.
Naja…irgendwelche Ziele soll man ja immer vor Augen haben, oder?
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